Relativ kurz entschlossen, inspiriert von guter Wettervorhersage
fuhren wir Samstags am späten Nachmittag rüber nach Vent. Dort angekommen
brauten sich dunkle Wolken zusammen. Unsere ursprüngliche Planung zur
Vernagthütte oder zum Hochjochhospitz zu gehen gaben wir auf und entschieden
uns nach einem Anruf beim Hüttenwirt für den Aufstieg zur Breslauer Hütte
(2800m) Natürlich fing es schon nach kurzer Zeit an zu regnen und als wir nach
1:45 an der Hütte ankamen, waren wir doch gut eingenäßt. Es war zwar schon
21:00 Uhr aber ein Bergsteigeressen gabs noch, genau wie reichliche Mengen an
Getränken. Das späte Kommen erbrachte einen weiteren Vorteil, obwohl die
Hütte nicht leer war, reichte es für ein 4er-Zimmerlager für uns. Wir wollten
am nächsten morgen um 4 Uhr aufstehen um im ersten Lichte die Wildspitze zu
besteigen.
Am nächsten morgen war es wie immer nicht ganz einfach sich aus Decken und
Schlafsack zu schälen, aber nach einigen Mühen gelang uns der Abmarsch um 5
Uhr.
Im ersten Licht wirkt die Landschaft fast surreal
Das Wetter zeigte sich passabel, es hatte auf etwa 3100m runter
geschneit und die Gipfel waren frei, mit Ausnahme der Wildspitze.
In einem Führer wird der Aufstieg von der Breslauer Hütte als zweckmäßig
aber wenig interessant beschrieben. Was das heißt erfuhren wir in einem
mühsamen Geröllhatscher über den kläglichen Rest des Mitterkarferners. Erst
kurz vor dem Mitterkarjoch (3470m) wird das Gelände etwas steiler und
spannender. Eine schmale Schnee/Fels/Eisrinne muß durchstiegen werden, was sich
bei hartem Schnee ohne Steigeisen als mühsam erwies. Teilweise war der Schnee
noch sehr tief, da wir als erstes unterwegs waren mußte Spurarbeit geleistet
werden.
Die Aufstiegsroute vom Mitterkarjoch(3470m)
Am Joch machten wir eine längere Pause, dort holten uns dann einige
Seilschaften die nach uns gestartet waren ein. Wir ließen sie ziehen umd ihnen
das weitere spuren zu überlassen, zudem machte sich langsam die Höhe
bemerkbar.
Blick zurück kurz vor dem Gipfelgrat
Der weitere Aufstieg in Nebelfetzen verlief dann recht kurzweilig an
einigen Spalten vorbei und über den teils leicht vereisten Gipfelgrat bis zum
Gipfelkreuz. Dort standen wir dann um halb 10 morgens auf Tirols höchstem Punkt
(3770m).
Der Weg zur Petersenspitze erwies sich im weichen Schnee und der Hitze des
Gletscherkessels am oberen Taschachferner als ausgesprochen anstrengend. Die
Petersenspitze (3482m) kam und kam nicht näher, die letzten Meter zum Gipfel im
mehr als knietiefen Sulz werden uns noch lange in Erinnerung bleiben.
Blick auf Brochkogel (rechts) und Wildspitze (links dahinter)
Die Aussicht von dort war gleichwohl ganz ausgezeichnet. Die Wolken
hatten in der Mittagssonne endlich angehoben und die Sicht auf Wildsoitze und
Brochkogel war genauso frei wie zur Vernagtspitze.
Blick zum Brochkogeljoch
Vernagtspitze(rechts) und Fluchtkogel(links) über dem großen
Vernagtferner
Der Abstieg durch das etwas eisige Brochkogeljoch und der Weg über
den Vernagtferner zogen sich in die Länge. Im unteren Teil war der Gletscher
zwar meist aper, aber teils etwas knifflig. Wieder mußten die Steigeisen
benutzt werden.
Auf dem kleinen Vernagtferner
Der auf der (Kompaß-) Karte eingezeichnete Weg zur Vernagthütte war
dummerweise nicht mehr vorhanden, zu weit hat sich der große Vernagtferner
zurückgezogen. Wo wir ihn erreichen wollten gähnte nur ein Abgrund.
Durch wilde Moränenlandschaft, über schäumende Bäche und vorbei an
Gletschermühlen, treibsandartigem Schlick und andere Hindernisse erreichten wir
die meteorologische Station und von dort den Weg nach Vent. Das Bier auf der
Vernagthütte mußte ausfallen, es wäre ein erneuter Anstieg notwendig gewesen.
Abschiedsblick zum Vernagtferner
Der Hatscher zurück nach Vent gehörte nicht zu den angenehmen
Erlebnissen der Tour....
Fazit : Die Ötztaler bieten immer wieder tolle Touren. Das Gebiet um die
Vernagthütte ist schön, wild und bietet viele Möglichkeiten und ist damit
sehr empfehlenswert. Der Aufstieg zur Wildspitze über die Breslauer Hütte ist
einfach, aber wenig befriedigend, wesentlich schöner ist der Weg vom
Taschachhaus.
29.06.2003 sonnig, windstill, T ~ +4ºC
|