Mount Whitney

Der Mount Whitney ist mit 4418m nur wenig höher als zahlreiche Gipfel in den Rocky Mountains gehört aber zur Sierra Nevada, einem kleineren, wesentlich weiter westlich gelegenem Gebirgszug, der sich relativ nahe der Ballungszentren San Francisco und Los Angeles an der Küste einerseits und Las Vegas in der Wüste Nevadas andererseits befindet. In diesem Gebirgszug liegen drei der größten und ältesten Nationalparks der USA, der Yosemite, der Kings Canyon und schließlich der Sequoia Nationalpark auf dessen Gebiet sich auch der Gipfel des Mt. Whitney befindet. Die Nähe zu Los Angeles sowie die Tatsache, dass der Mt. Whitney der höchste Berg der USA außerhalb Alaska ist, sorgen für einen großen Zustrom an Gipfelaspiranten. Faszinierend ist dabei das Phänomen, dass der tiefste Punkt der vereinigten Staaten, die Senke Badwater ( -85m) im berühmten Death Valley nicht einmal 100km entfernt liegt. Wir haben uns vor der Besteigung lange auf dem Colorado Hochplateau aufgehalten, das teilweise bis auf 3000m ansteigt und waren deshalb gut genug akklimatisiert um den Versuch wagen zu können, den Berg als Tagestour von Lone Pine aus zu besteigen. Der ansonsten bedeutungslose Ort liegt am Highway 395 und bietet ein paar Touristen-Motels sowie die üblichen Fastfood Anbieter. Das Ende der Zufahrtsstrasse liegt an einem Campingplatz auf gut 2300m Höhe. Von hier bis zum Gipfel sind es also über 2000Hm, zudem ist der Anstieg teilweise recht flach, so daß pro Strecke mehr als 20 Kilometer zurückzulegen sind. Wir starten bei Sonnenaufgang und kommen anfangs flott voran. Auf dem Weg liegt ein Sumpfgebiet und dichter Wald, ein angenehmer Kontrast zu den vorangegangenen Tagen der vegetationslosen Einöde. Auf knapp halben Wege kommt man zu einem weiteren Campingplatz, hier zu übernachten kürzt die Tour auf vernünftiges Maß, daher ist der Platz gut besucht, allerdings erfordert das natürlich auch, das Hinauftragen von Zelt und Proviant. Der Weg wird nun steiler und windet sich in Serpentinen einen felsigen Hang hinauf. Die Baumgrenze liegt lange hinter uns und mit dem Erreichen der 4000m Marke wird der Weg wieder flach und führt nun im Nationalpark an der Westseite des Gebirgszuges entlang. Hier verläuft der berühmte John-Muir-Trail, der bis zum Yosemite Nationalpark führt.

Der Blick reicht bereits weit über die Ebene nach Nevada hinein.

Im Osten zeigen sich die Berge des Sequoia Nationalparks

Das Gebirge bricht nach Osten hin scharf ab, nach Osten sind die Wege eher flach. Der Zugang durch den Sequoia Park ist eine Mehrtagestour und wird eher selten unternommen. Das Gebirge stellt eine Wetterscheide da. Im Westen sorgen deutlich höhere Niederschläge für eine dichte Vegetation, der Park ist in den tieferen Lagen von Wald bedeckt, nach Osten schließt sich dagegen Wüste an.

Kurz vor dem Gipfel sind einige Büßerschneefelder zu überqueren. Die Höhe sorgt für nur noch sehr mäßige Geschwindigkeit. Bei meiner Begleiterin stellen sich Kopfschmerzen ein. Wir treffen mehrere Leute die erschöpft pausieren oder auch umkehren. Die Höhenkrankheit hat zugeschlagen. Einige der Gipfelaspiranten sind gestern von Los Angeles hierhergefahren und versuchen ebenfalls den Gipfel in einem Tag zu besteigen. Ohne Akklimatisation kann das ins Auge gehen wie sich zeigt. Der Weg verläuft sehr lange oberhalb von 4000m, für viele zu lange. Wir verweilen nicht lange am Gipfel, es ist windig und kalt und der Rückweg ist weit. Wir erreichen den Parkplatz erst in völliger Dunkelheit und waren insgesamt 15 Stunden unterwegs.

 

20.07.1993 sonnig, fast wolkenlos  T ~ -4ºC