Der Dzo Jongo (6120m/6040m) im Nimaling Gebirge in der Nordindischen Provinz Ladakh ist ein Doppelgipfel, der vom Basislager im Nimalingtal (ca. 5000m) aus ohne weitere Hochlager bequem in einem Tag erreichbar ist. Der Berg ist technisch einfach und ohne Gletscherberührung zu besteigen, die Route ist leicht zu finden und das Wetter in der Trockenzeit in der Regel stabil, so daß die Schwierigkeiten nur in der enormen Höhe liegen.
Die Aufstiegsroute zum Gipfel führt über den Ostgrat.
Fast aufwendiger als die Besteigung des Berges selber stellt sich das Erreichen des Ausgangsortes dar. Das Nimalingtal liegt etwas versteckt südlich der Stok Kangri Gruppe und des Markha Tales. Der nächstegelegene, mit dem Fahrzeug erreichbare Ort ist Sumdo (3765m), an der Straße nach Hemis und Leh. Von dort muß der Kangmaru La Paß (5200m) überquert werden um das Basislager am Fuße des Dzo Jongo zu errichten.
Blick vom Paß Kangmaru La ins Tal von Hemis, im
Hintergrund die schneebedeckten Berge Chinas.
Dieser schnelle Anstieg von 3700 auf 5000m ist ohne vorherige
Akklimatisation schwierig und auch gefährlich, da mit dem Auftreten von
Höhenkrankheit gerechnet werden muß. Besser ist es von Leh, der Hauptstadt
Ladakhs, wo auch der Flughafen ist und alle Reisenden starten, den längeren Weg
durch das Markha-Tal zu nehmen. Dieser Weg startet bei Stok (3600m), wo man den
kunsthistorisch interessanten Königspalast besichtigen kann und führt über
zwei Pässe, den Stok-La (4800m) und den Ganda-La (4950m) in das enge Tal des
Markha und dann sanft ansteigend ins Hochtal von Nimaling. Für diese Strecke
benötigt man etwa eine Woche und gelangt so langsam in eine Höhe die eine
hervorragende Akklimatisaton ermöglicht. Es gibt auf dem Weg wenig touristische
Infrastruktur wie Übernachtungs- oder Verpflegungsmöglichkeiten, so daß es
zweckmäßig ein Zelt mitzunehmen und auch Verpflegung für etwa 2 Wochen mit
sich zu führen. Allerdings verändert sich die Lage vor Ort sehr schnell und
durch das schnell ansteigende Touristenaufkommen nimmt naturgemäß auch das
Angebot an Infrastruktur rasch zu. Es besteht die Möglichkeit einen
Gepäck-Transport mit Pferden in Leh zu organisieren, dort gibt es mehrere
kleine "Trekking-Veranstalter". Außer einem guten Schlafsack und
vernünftiger Kleidung läßt sich alles an Ausrüstung in Leh kaufen. Seil,
Pickel, Steigeisen usw. sind für die Besteigung nicht notwendig. Die bester
Reisezeit ist der Sommer, wenn die Temperaturen relativ hoch sind und wenig
Schnee liegt. Es ist meist trocken und die Temperaturen fallen nachts auch auf
5000m Höhe nur wenig unter null Grad. Ab und an kann der Südwestmonsun bis
Ladakh durchschlagen und Niederschläge bringen, die dann meist oberhalb 5000m
als Schnee niedergehen, die Hauptniederschlagszeit ist jedoch der Winter mit dem
Nordostmonsun
.
Dann sind die Täler meist völlig unzugänglich und in den Bergen liegen
mehrere Meter Schnee.
Leh selber bietet einen interessanten Einblick in einen tibetischen Kulturzweig und viele Klöster und Kunstschätze. Dort halten sich auch viele Flüchtlinge aus dem nahen Tibet auf und Händler aus Kaschmir sowie die indische Armee, die sich in den Bergen ab und zu Scharmützel mit chinesischen Truppen oder moslemischen Terroristen aus Kaschmir und Pakistan liefert. Trotzdem ist Ladakh allgemein ein sicheres Reiseziel und die Menschen extrem offen, freundlich und bemüht. Viele Bewohner der abgelegenen Seitentäler haben bisher nur sehr selten Touristen aus dem Westen gesehen und Strom, Autos und ähnliche Zivilisationserzeugnisse sind völlig unbekannt.
Die Besteigung des Dzo Jongo dauert vom Lager etwa 4-6 Stunden, je nach Kondition und führt an einer Gletscherzunge vorbei über eine Moräne durch losen Schutt auf den Ostgrat des Berges und von dort zum 6040m hohen Nord-Gipfel (Achtung Wächte !). Der Höhere Südgipfel (6120m) läßt sich auf dem Verbindungsgrat in einer guten halben Stunde erreichen., jedoch reicht den meisten Besteigern der niedrigere Gipfel, denn auch dieser erhebt sich ja über die magische 6000m Marke. Die Aussicht reicht über die Eiswand des Tasken-Ri (5900m) und die Firn- und Felskuppen des Regoni-Mallai-Ri (5850/5950/6030m), über die gewaltigen Flanken des Kang-Yatze (6450m) zum Stok Kangri-Massiv und weiter nach Norden bis nach Tibet.
Der Rückweg zum Lager geht im losen Schutt sehr schnell vonstatten, so daß die Besteigung insgesamt für konditionsstarke Bergsteiger nur eine eher gemütliche Tagestour darstellt. Vom Nimaling Tal aus können noch einige andere Berge bestiegen werden, so z.B. einer der Regoni-Mallai Gipfel, der Tasken Ri oder der Uatse-Ri. Der Kang Yatze, mit über 6400m der höchste Gipfel in weitem Umkreis bietet keinen leichten Anstieg und ist aus dem Nimaling Tal auch nicht in einem Tag erreichbar. Das Basislager für diesen imposanten Berg wird zweckmäßigerweise im Nachbartal angelegt. Wer Informationen zur Besteigung dieses Berges hat, der maile mir bitte.Weitere Infos zur Anreise und Umgebung bei den Beschreibungen Regoni-Mallai und Uatse-Ri.
Die letzten Meter bis zum Gipfel, der bis zum Himmel zu reichen scheint