6.Tag : Wieder bringt der neue Tag einen blauen Himmel. Wie so oft auf der Tour bin ich recht früh wach. Es wird gegen halb 7 hell, Frühstück ist aber erst für 8 Uhr angesetzt. Da es abends um 6 dunkel wird und man nach dem Abendessen nicht mehr viel machen kann bedeutet das meistens mehr als 12 Stunden im Zelt und Schlafsack. Das ist mir in der Regel zuviel, so treibt es mich als notorischen Spätaufsteher kurz nach der Dämmerung aus dem Zelt. Es ist kalt und dauert fast zwei Stunden bis die wärmenden Strahlen der Sonne in das tiefe Tal dringen.
Nach dem Frühstück geht es im absichtlichen Kriechtempo, durch das Tal des Gokyo unterhalb des eindrucksvollen Taboche (6370m), nach Machhermo (4410m). Auch hier wieder das gleiche Spiel : Am späten Nachmittag ziehen dichte Wolken auf und verdecken die Wolken. Die Temperatur sackt zum ersten Mal spürbar unter null Grad. Meine Füße in Sandalen werden schnell eiskalt und auch später im Schlafsack nicht mehr richtig warm. Das hat man davon, wenn man versucht den harten Kerl zu spielen.
7.Tag : Zwar ist es mit am morgen bei -6 Grad zu kalt um mich am Fluß zu waschen, dafür habe ich aber keinerlei Akklimatisationsprobleme.
Die erste Nacht auf Höhen deutlich über 4000m ist immer etwas
kritisch, wenn man Höhenanpassungsprobleme verspürt ist man gut
beraten nicht weiter aufzusteigen, doch davon kann zum Glück keine
Rede sein. Es geht langsam weiter und der Weg wird heute zum ersten Mal hochalpin. Die Vegetation schwindet fast völlig, nur spärliches Gras wächst noch, das aber den Yaks als Nahrung genügt.
Der Weg windet sich langsam höher und erreicht die Seitenmoräne
des gewaltigen Ngozampa Gletschers. In der Ferne tauchen die
Gipfel des Himalaya-Hauptkammes auf und in den Wolken läßt sich
der Cho Oyu (8201m) ausmachen. Wir passieren die traumhaft schönen Gokyo-Seen und erreichen schließlich Gokyo (4750m).
Dieser Ort ist von einer ehemaligen Yakalm zu einem Touristenzentrum
mutiert. Das ändert aber wenig daran, dass die Luft sehr dünn und
kalt und die meisten Trekker mehr oder weniger höhenkrank sind. Wie
wir später nach unserer Rückkehr nach Namche Bazar erfahren
sterben während unserer Tour zwei Menschen in Gokyo an
Höhenkrankheit.
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